Am Anfang war das Feuer ...

Die Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Oebisfelde beginnt nicht erst mit ihrer Gründung im Jahre 1882. Die Gründung der Wehr war nur ein Höhepunkt im Bestreben der Bürger unserer Stadt um eine wirkungsvolle Brandbekämpfung. Brände in einer engbebauten Stadt wie Oebisfelde sind seit ewigen Zeiten eine Bedrohung der darin lebenden Menschen und deren Eigentum. So war die aktive Mitarbeit bei der Brandbekämpfung schon im frühen Mittelalter eine der obersten Bürgerpflichten. Jeder Haushalt musste Eimer für den Löschwassertransport bereithalten. Bei einem Brand wurde eine Menschenkette von einem Brunnen oder der Aller bis zum Brandherd gebildet. Die Eimer gingen von Hand zu Hand zu dem brennenden Gebäude und wieder zurück. Diese Art der Brandbekämpfung war nicht nur sehr anstrengend, sondern auch gefährlich, gab es doch noch keine oder nur schlechte Schutzausrüstungen für die Löschkräfte. Die Hitzestrahlung und die Rauchentwicklung bei einem Brand behinderten die Menschen, so dass eine effektive Brandbekämpfung kaum möglich war. Mit der Höhe der brennenden Gebäude nahmen diese Schwierigkeiten zu. Ein einstöckiges Haus zu löschen war sicherlich schon äußerst schwierig, aber um wie viel schwerer war das bei mehrstöckigen Gebäuden? Als ein sehr schwerwiegendes Problem stellte sich die Gefahr einer Ausbreitung des Feuers heraus, waren doch die Häuser meistens Wand an Wand gebaut und die Straßen und Gassen schmal.

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Die Wasserkunst von Hans Hautsch.
Werbeschrift von 1655.

So konnte der Funkenflug leicht Nachbargebäude in Brand setzen. Wurde die Ausbreitung des Feuers nicht rechtzeitig verhindert, konnte sich das Feuer leicht zu einem Stadtbrand ausweiten, der Großteile der Stadt einäscherte. Eine solche Katastrophe blieb Oebisfelde erspart.
Waren Eimer, Leitern und Einreißhaken über Jahrhunderte hinweg die einzigen Löschgeräte, so wurden sie allmählich durch die im 17. Jh. aufkommenden Feuerspritzen verdrängt. Als nachteilig erwies sich bei diesen Feuerspritzen das feststehende Strahlrohr, sowie die Tatsache, dass sie immer noch mit Eimern gefüllt werden mussten. Allerdings konnte mit ihnen das Wasser über mehrere Meter hinweg gezielt ins Feuer gespritzt werden. 
Im 18. Jh. wurde das Löschwesen durch die Erfindung der Löschschläuche revolutioniert. Diese Schläuche waren anfangs aus Leder, dann aus quellfähigem Hanf, und schließlich wurden sie innen gummiert. Mit solchen Schläuchen konnte nun das Wasser mit Hilfe von Pumpen direkt zum Brandherd befördert werden. Durch das Verstärken der Schläuche mit Metallringen wurde das Zusammenfallen der Schläuche beim Ansaugvorgang verhindert. So war es möglich, dass die Pumpe das Wasser selbstständig ansaugte. Sie musste nun nicht mehr umständlich mit Eimern gefüllt werden. Die Anzahl der direkt mit der Löscharbeit beschäftigten Leute konnte so drastisch reduziert werden.

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Handruckspritze - Ausführung ohne
Windkessel

Um das Entstehen eines Feuers zu verhindern, gab es in vielen Städten eine Feuerverordnung. In ihr war der Umgang mit offenem Feuer, das zum Kochen, zum Heizen oder als Beleuchtung genutzt wurde, geregelt. Oebisfelde besaß eine solche Verordnung schon im Jahr 1787.
Welche Löschgeräte in den Jahrzehnten vor der Gründung der Wehr benutzt wurden, lässt sich nicht mehr genau feststellen. Sicher zu sein scheint, dass die Stadt vor 1718 keine Feuerspritze besaß. Für das Jahr 1760 wurden als Eigentum der städtischen Bevölkerung 86 Spritzen angegeben. Es dürfte sich hierbei um sogenannte kleine Brandspritzen gehandelt haben, die überdimensionalen, hölzernen Medizinspritzen ähnelten. Mit ihnen konnten bis zu drei Liter Wasser ins Feuer gespritzt werden. Im Jahr 1798 waren eine große und eine kleine metallene Feuerspritze (Feuerhandpumpspritze), 86 hölzerne Handspritzen,
4 Leitern, 6 Feuerhaken, 103 Eimer und 5 Wasserstubben* vorhanden. Eine pferdegezogene Feuerpumpspritze ist heute noch teilweise vorhanden. Ihr fehlt allerdings der kupferne Windkessel. Er wurde wahrscheinlich aufgrund des ständigen Rohstoffmangels in den letzten Jahren der DDR demontiert.
Feuerverordnungen wurden im Laufe der Zeit immer wieder überarbeitet und den ortsgegebenen Umständen angepasst. Am 22.12.1846 wurde ein Ortstatut mit dem Ziel der Bildung eines Rettungsvereins erlassen.
Im Jahr 1875 unternahm der Magistrat der Stadt Oebisfelde Anstrengungen, eine neue Feuer-löschspritze zu kaufen. Allerdings hatte es hierbei der Magistrat nicht besonders eilig, wie in einem Brief der„Feuerlösch-Spritzen-, Pumpen- und Feuerwehr-Gerätschaften-Fabrik E. Lutze in Berlin“ vom 19. Januar 1875 zu lesen ist:

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Brief an den Magistrat zu Oebisfelde
von der Feuerlösch-Spritzen-,
Pumpen- und Feuerwehr-Gerätschaften-
Fabrik E. Lutze

„Den wohllöblichen Magistrat in Oebisfelde
Die ganz ergebene Mitteilung, daß der genannte Wasserzubringer bereits seit längerer Zeit zu ihrer Disposition steht, jedoch ist diePrüfung desselben noch nicht erfolgt, welche nach ihrem Wunsch von der Königlichen Direktion der hiesigen Feuerwehr geschehen sollte.
Wie ich höre haben Sie noch nicht die nötigen Schritte dazu getan, und bei der Direktion der Königlichen Feuerwehr diesselbst ein formelles Gesuch deshalb eingereicht.
Die Königliche Direktion ist zur Prüfung solcher Maschinen nicht verpflichtet und will deshalb von den betroffenen Behörden oder Kommunen speziell ersucht sein, und nach Vereinbarung mit derselben, erhalte ich die Verfügung, die betreffenden Maschinen auf den Übungsplatz der Feuerwehr zur Prüfung auffahren zu lassen. Unter Umständen können darüber 14 Tage vergehen.“

* große hölzerne Wasserbehälter/ -tonnen